Skip to Content

„Hexenjagd“ – eine besonders beeindruckende Aufführung

Die Mädchen aus Salem werden ins kirchliche Kreuzverhör genommen

Die gnadenlosen Hexenprozesse nehmen ihren Lauf

Die Mädchen spielen allen etwas vor und starten einen verhängnisvollen Prozess

Ganz Salem ist in Aufruhr

Die tödliche Kraft von Hetze und Verleumdung

Theater-AG des Gymnasiums Stolzenau brilliert mit Aufführung von Arthur Millers „Hexenjagd“

Die Zuschauerinnen und Zuschauer der Premiere der neuesten Produktion der Theater-AG des Gymnasiums Stolzenau erlebten eine kraftvolle Inszenierung, die dazu zwang, eigene unreflektierte Vorurteile und Vorverurteilungen zu hinterfragen, sodass ein kraftvoller Kommentar auf vereinfachende Hetze durch rechte Parolen gesehen werden konnte. Mit der Aufführung von Hexenjagd des amerikanischen Dramatikers Arthur Miller präsentierte sich das starke Ensemble unter der routinierten Leitung von Elisabeth Lathwesen und Willem-Alexander Rode erneut von seiner besten Seite und wusste das Publikum durch sein intensives Spiel in seinen Bann zu ziehen. Die schauspielerisch durchweg beeindruckenden Leistungen und die aufwändigen Kostüme ließen die historische Geschichte der Hexenverfolgungsprozesse in Salem 1692 lebendig werden und das Publikum die tragischen Ereignisse hautnah miterleben.

Salem, 1692: Eine Gruppe Mädchen des Ortes, unter ihnen Susanna Wallcott (einnehmendes Spiel: Leenke Marie Menze), Mercy Lewis (naiv: Maja Kulze-Meyer), die Tochter des Pfarrers Betty Parris (entrückt: Annika Bohn) und dessen beiden Nichten Claire (beeinflussbar: Rieke Plagge) und Abigail Williams (abgebrüht: Henryka Pietschmann), führen nachts zusammen mit der Sklavin Tituba (zerbrechlich: Marald Hellmann) ein okkultes Ritual durch, bei dem sie beginnen, nackt zu tanzen. Pastor Samuel Parris (scheinheilig: Liam Kneißl) überrascht die Mädchen dabei, die im puritanischen Salem, in dem jegliche Vergnügungen wie Tanzen verboten waren, daraufhin mit einer harten Bestrafung rechnen müssen. Um dem zu entgehen, täuschen einige von ihnen eine tiefe Ohnmacht vor, was die Bewohner von Salem aufhorchen und nach einem Grund für diese unerklärliche Erkrankung der Mädchen fragen lässt. Schnell verbreitet sich das Gerücht, dass Hexerei im Spiel sein müsse, befeuert nicht zuletzt vom raubeinigen Bauern Thomas Putnam (unwirsch: Constantin Meyer) und seiner Frau Ann (verzweifelte Wut: Noreen Winkelhake), deren Tochter ebenso wie die von Pastor Parris im Koma zu liegen scheint. Parris sieht sich unter diesem öffentlichen Druck gezwungen, professionelle Hilfe hinzuzurufen und lässt die beiden erfahrenen Nonnen Hannah Hale (hart: Aleksandra Pach) und Mildred Smith (mild: Mia Meyer) rufen, die bereits einige Erfahrungen mit Exorzismen haben. Unter der eindringlichen Befragung der beiden werden die Mädchen sowie Tituba immer mehr in die Ecke gedrängt, sodass sie nur noch den Ausweg sehen, die Aufmerksamkeit von sich abzuwenden und andere Gemeindemitglieder wie die obdachlose Trinkerin Sarah Good (exzentrisch: Helene Emilia Bredthauer) zu beschuldigen, mit dem Teufel im Bunde zu stehen. So wollen sie einer eigenen Bestrafung entkommen. In Salem beginnt in der Folge eine beispiellose Hexenverfolgung, in deren Windschatten einige unscheinbare Bürgerinnen und Bürger wie Eve Cheever (hochnäsig: Annika Hecht) und die Magd Mary Warren (bemitleidenswert: Emily Wiesner) einen gesellschaftlichen Aufstieg durch die Übernahme von Posten beim einberufenen Sondergericht feiern und andere ihre neu gewonnene Macht spüren lassen. Stimmen der Vernunft wie die der bislang hoch respektierten Dorfältesten Rebecca Nurse (gebrechlich: Marlene Sudmann) werden schnell zum Verstummen gebracht, indem sie selbst der Hexerei beschuldigt werden. Der Constable des Ortes John Willard (verkörperte den klassischen Mitläufer: Justin Maximilian Hofmann) ist schon bald überfordert mit den vielen Verhaftungen, die er durchführen muss. Abigail Williams, die Nichte des Pastors Parris, sieht in dem Chaos aber schon bald die Chance, gleich noch eine persönliche Rechnung zu begleichen: Sie beschuldigt Elizabeth Proctor (stark: Merle Eisberg) öffentlich, mit dem Teufel im Bunde zu sein. Diese ist die Frau des Bauern John Proctor (differenziertes Spiel: Steven Krüger), mit dem Abigail ein halbes Jahr zuvor eine kurze Affäre hatte, der jetzt aber nichts mehr mit dem Mädchen zu tun haben will und ihren Avancen eine Abfuhr erteilt. Der rationale Proctor wagt es in der Folge, vor Gericht zusammen mit Rebecca Nurses Schwester Mary Easty (bedächtig: Jule Clara Gäbe) und seinem alten Freund Giles Corey (streitlustig: Mika Paul Fischer), dessen Frau ebenfalls unter Anklage steht, den Versuch zu unternehmen, den außer Kontrolle geratenen Betrug der Mädchen aufzudecken. Doch er hat die Rechnung nicht mit der Abgebrühtheit Abigails, die ihre Freundinnen unter Kontrolle hat, und der Beeinflussbarkeit des zuständigen Richters John Hathorne (unnachgiebig: Diana Maidinger) und dem Vorsitzenden der Hexenprozesse Thomas Danforth (schmierig: Stan Kerremans), dem eingebildeten Stellvertreter des Gouverneurs, gemacht. Proctor steht schon bald selbst vor der Wahl: Entweder er gesteht, selbst mit dem Teufel im Bunde zu sein, oder für ihn und seine Frau ist das Ende ihrer Reise gekommen…

Unverzichtbar für die Wirkung des Stücks war wieder der stimmige Einsatz von Licht- und Tontechnik durch die präzise arbeitende und verlässlich agierende Technik-AG unter der Leitung von Christiane Sprick. Auch der Einsatz von Schattenspielelementen unterstützte die düstere Stimmung.

Nicht zuletzt ermöglicht der Förderverein des Gymnasiums Stolzenau durch seine großzügige finanzielle Unterstützung immer wieder erst die Durchführung solcher Projekte. Es bleibt zu wünschen, dass dies auch zukünftig so bleibt und weiter Mitglieder gewonnen werden. Die Theater-AG wird nach den weiteren Aufführungen am Samstag und Mittwoch wieder auf die Suche nach einem neuen Stück gehen, das im nächsten Jahr zur Aufführung gebracht wird. Darauf darf man angesichts dieser talentierten Gruppe von Schülerinnen und Schülern schon jetzt gespannt sein.