Skip to Content

Der (mehrfache) Tod des Sherlock Holmes

Theater-AG des Gymnasiums Stolzenau begeistert mit Aufführung des raffinierten kriminalistischen Verwirrstücks „Der Tod des Sherlock Holmes“

Die Zuschauerinnen und Zuschauer der Premiere der neuesten Produktion der Theater-AG des Gymnasiums Stolzenau durften einen spannenden, überraschenden und sehr unterhaltsamen Abend erleben: Mit der Inszenierung des Kriminalstücks Der Tod des Sherlock Holmes von Francis Histon präsentierte sich das starke Ensemble unter der bewährten Leitung von Elisabeth Lathwesen und Willem-Alexander Rode in Topform und wusste das Publikum zu fesseln und gleichzeitig zum Schmunzeln zu bringen. Die schauspielerisch durchweg herausragenden Leistungen trugen dazu bei, dass trotz vieler Verhörszenen und eines großen Verdächtigenkreises die Inszenierung frisch und abwechslungsreich blieb, das Publikum den Überblick behalten konnte und oft dem ermittelnden Inspector Braining voraus blieb.

Inspector Anthony Braining, der sich dank seines detektivischen Spürsinns für eine reale Inkarnation des Meisterdetektivs Sherlock Holmes hält und in seiner Überheblichkeit mit verschmitztem Charme als Charakter von Mika Paul Fischer geerdet wurde, steht vor einer in seinen Augen leichten Fingerübung. Während der Proben zum Stück Der Tod des Sherlock Holmes wird an einem Theater der Darsteller des Sherlock Holmes George Douglasson, in differenziertem Spiel von dem in einer Doppelrolle agierenden Steven Krüger dargestellt, der auch noch als Brainings frustrierte Ehefrau Elly einige komödiantische Highlights setzen durfte, von einem herabfallenden Scheinwerfer erschlagen. Nicht nur die Regisseurin Julia Hingsen (starkes Auftreten: Leenke Marie Menze) und die Dramaturgin Angela Pickering (erfahrene Bühnenpräsenz: Maren Jesse) sind erschüttert und sehen die Premiere ausfallen; dem gesamten Ensemble stockt der Atem. Dies gilt erst recht, als ihnen nach der Analyse durch die beiden Kriminaltechniker Bert Complation und Brigitte Young, genannt B & B (überzeugend: Constantin Meyer und Noreen Winkelhake) und die Ärztin Dr. Grainboroug (sachlich kontrolliert: Ida Menze) verkündet wird, dass man bei dem Todesfall von Mord ausgehe und der Täter unter den Angestellten des Theaters zu finden sein müsse. Braining und sein Team, Co-Ermittler Sergeant Harry Leicester, der als perfekt funktionierender kontrolliert agierender Gegenpol überzeugend von Marald Hellmann verkörpert wurde, und Officer Karen McDougall (tolles Debut: Annika Bohn), nehmen mit Interesse die Ermittlungen auf. Doch sollte der Anschlag wirklich „Sherlock Holmes“ gegolten haben!? Die Schauspielerin Sarah McNeill (perfekte Diva: Henryka Pietschmann) bezweifelt das, hätte doch eigentlich zu dem Zeitpunkt im Stück sie an der Stelle stehen müssen, an der der Scheinwerfer hinunterfiel. Inspizientin und Schauspielerin Samantha O’Toole (wunderbar scheinheilig: Merle Eisberg), die die Auftritte überwacht, gibt sich ahnungslos. Sie hat auch mehr mit ihrem schmierigen, sie betrügenden Ehemann William O’Toole (herzergreifend wehleidig: Liam Kneißl) zu tun. Inspector Braining merkt zusehends, dass er in ein schwer zu überblickendes Wespennest gestochen hat, herrscht hinter den Kulissen doch ein kaum zu überblickendes Geflecht aus Eifersüchteleien und Neid, in das auch die Schauspielerinnen Donna Rogers (ließ sich nicht die Butter vom Brot nehmen: Helene Emilia Bredthauer), Fanny McNorman (resolut: Emily Wiesner) und Sara Anderson (in Lästerstimmung: Maja Kulze-Meyer) tief verwickelt sind. Mit der vorschnellen Verhaftung des Lichttechnikers Tony Higgins (schmierig: Justin Maximilian Hofmann) urteilt Braining, in seinem Druck zu einem schnellen Erfolg zu kommen, jedoch zu vorschnell. Denn kaum ist ein Ersatz für den verschiedenen Sherlock Holmes-Darsteller gefunden und sind die Proben wieder aufgenommen, ist schon der nächste Todesfall zu beklagen: Watson-Darsteller Alex Smith (grundsympathisch: Jonathan Schwiering) stirbt auf der Bühne an einem elektrischen Schlag und die Ermittler müssen erneut ihre Arbeit aufnehmen, während nicht nur der Intendant Robert Malfalda (liebenswert verzweifelt: Justin Lennart Grubert)  und die für die Technik verantwortliche Hausmeisterin Liza Booth (bodenständig: Annika Hecht) am Boden zerstört sind. Langsam kristallisiert sich aber eine verdächtige Verbindung zwischen den Toten und einigen weiteren Mitarbeitern des Theaters heraus: Sie stammen aus einem winzigen Nest namens Hornsea. Schauspielerin Miriam Ferguson (einnehmendes Spiel: Mathilde Lampe) wurde dort nur geboren, ihr Kollege William Sutherland (eindringlich: Stan Kerremans) und die beiden Journalistik-Studentinnen Peggy Ringnick (Mitleid erregend: Aleksandra Pach) und Rosaly DiLorenzo (herzzerreißend gut: Rieke Plagge) sind dort auch aufgewachsen – und haben jeder ihre ganz eigene Geschichte mit den Verstorbenen. Doch reicht es um eine(n) von ihnen zu überführen? Oder muss der Fall ungelöst bleiben und diese Niederlage im übertragenen Sinne für Inspector Braining ein persönliches Waterloo, ein psychischer Tod des Sherlock Holmes werden? …

Unverzichtbar für die Wirkung des Stücks war freilich auch wieder der stimmige Einsatz von Licht- und Tontechnik durch die präzise arbeitende und verlässlich agierende Technik-AG unter der Leitung von Christiane Sprick. Nicht zuletzt ermöglicht der Förderverein des Gymnasiums Stolzenau durch seine großzügige finanzielle Unterstützung immer wieder erst die Durchführung solcher Projekte. Es bleibt zu wünschen, dass dies auch zukünftig so bleibt und weiter Mitglieder gewonnen werden. Die Theater-AG wird nach den weiteren Aufführungen am Samstag und Mittwoch wieder auf die Suche nach einem neuen Stück gehen, das im nächsten Jahr zur Aufführung gebracht wird. Darauf darf man angesichts dieser talentierten Gruppe von Schülerinnen und Schülern schon jetzt gespannt sein.

Schon am 25. Juni kann man in der Dreifachsporthalle des Gymnasiums aber schon die große Musicalproduktion „Perisade“ sehen.