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Der Mörder ist nicht immer der Gärtner

Theater AG des Gymnasiums Stolzenau überzeugt mit Aufführung der Krimikomödie „Mörderstund ist ungesund“

Die Zuschauerinnen und Zuschauer der Premiere der neuesten Produktion der Theater AG des Gymnasiums Stolzenau durften einen hochvergnüglichen Abend genießen: Mit der Inszenierung der Kriminalkomödie Mörderstund ist ungesund von Christine Steinwasser zeigte sich das spielfreudige Ensemble unter der bewährten Leitung von Elisabeth Fritsch und Willem-Alexander Rode in Hochform und meisterte gekonnt die Gratwanderung zwischen treffsicherem Humor und Klamauk. Die schauspielerisch gut ausgearbeiteten Charaktere wussten jeder für sich zu faszinieren, sodass sie die launige Handlung mit Leichtigkeit tragen konnten.


Heinrich Freiherr von Putzstein, wunderbar altmodisch verkörpert von Johannes Stahlhut, hat einen cleveren Weg gefunden, den Unterhalt für sein Schloss Putzstein zu verdienen. Zusammen mit seiner leicht esoterisch veranlagten Lebensgefährtin, der Psychologin Doktor Franziska Kümmersbrück, mit kontrollierter Energie gespielt von Yasmin Akan, betreibt er auf seinem Familiensitz ein Sanatorium.

 Dieses bewohnen illustre Gäste wie der unter Minderwertigkeitskomplexen leidende Napoleon Bonaparte, der sprachlich eingeschränkte Hunnenkönig Attila, die kunstliebende Papsttochter Lucrezia Borgia, die in ihren eigenen literarischen Welten lebende Katharina von Medici, die berühmte Kriminalautorin Agatha Christie sowie Neuzugang Kaiser Nero.

Zumindest halten sich die Patienten auf Schloss Putzstein für diese Persönlichkeiten, wo sie lernen sollen sich durch Annahme ihrer (eigentlich echten Deck-)Namen von ihren Alter Egos zu lösen. Diese haben aber schon bald viel Ablenkung von ihrer Therapie, sodass Nero alias Herr Brandner (mit ansteckendem Wahnsinn: Jonah Hartmann) kaum noch Gelegenheit findet, „Rom brennen zu lassen“, und Katharina von Medici alias Frau Pastafari (eindringlich: Dana Kieck) eher zur Darbietung dramatischer Gedichte gedrängt wird.

Der Schlossfrieden wird nämlich durch die Ankunft von Heinrich von Putzsteins Noch-Ehefrau Ägidie (herrlich bissig: Mihriban Sönmez) gestört. Diese hat die leicht neben sich stehende Unternehmensberaterin Dörte Hippenstett (zwerchfellerschütternd: Tineke Petersohn) engagiert, damit diese eine Neuausrichtung des Betriebes zu einem Luxusressort anleitet.

Ägidie erhofft sich so höhere Unterhaltszahlungen, um ihren Lebensstil aufrecht erhalten zu können, und schreckt im Zuge ihrer Umstrukturierungspläne auch vor Entlassungen nicht zurück. Erste Opfer ihres radikalen  Ansatzes sind der resolute Koch Bertold Wimsberger (überzeugend: Steven Krüger) und die selbstbewusste Krankenschwester Agathe (starke Bühnenpräsenz: Maja Olkiewicz).

In seiner Verzweiflung sieht Heinrich von Putzstein nur einen Ausweg: Ägidie muss aus dem Weg geräumt werden. So heuert er eine Auftragskillerin an, die unter dem Decknamen „Die Gärtnerin“ (bedrohlich heiter: Ulrike Bernauer) sich des Problems annehmen soll. Er ahnt jedoch nicht, dass die Dinge dadurch verwickelt werden sollen, dass Ägidie gleichzeitig eine echte Gärtnerin, das bayrische Urgestein Heidi Gschneidinger (Frohnatur: Finja Schlue), einstellt, um den Garten auf Vordermann zu bringen.

Das Verwechslungs- und Verwirrspiel nimmt so seinen Lauf, bei dem nicht nur die Patienten Napoleon alias Herr Korsikowski, der von David Olbrich, welcher kurzfristig als Krankheitsersatz eingesprungen war, fantastisch porträtiert wurde, und Attila alias Herr Hunnermeier (wortkarger Publikumsliebling: Kristof Meier) um ihren Verbleib auf Schloss Putzstein bangen müssen, sondern neben Dörte Hippenstett und Bertold Wimsberger auch noch Lucrezia Borgia alias Frau Retterspitz (einfühlsam: Vanessa Hillmer) ihr Leben lassen muss. Dass die hauseigene Hobbydetektivin Agatha Christie alias Frau Murmelreich (liebenswert schrullig: Hannah Hatlapa) mit ihrer Sehschwäche keine Hilfe zur Lösung des Falls ist, überrascht nicht. Dass die Polizei aber mit Hauptkommissarin Klara Fall (resolut: Antonia Heitmüller) und ihrer gelangweilten Assistentin Mechthild Witzig (wunderbarer Kontrast: Maren Jesse) nicht gerade die besten Ermittler an den Tatort schickt, erleichtert die Lage nicht im Geringsten.

Unverzichtbar für die Wirkung des Stücks war freilich auch wieder der stimmige Einsatz von Licht- und Tontechnik durch die verlässliche Technik-AG unter der Leitung Christiane Sprick. Nicht zuletzt ermöglicht der Förderverein des Gymnasiums Stolzenau durch seine großzügige finanzielle Unterstützung immer wieder erst die Durchführung solcher Projekte. Es bleibt zu wünschen, dass dieser weiterhin viele Mitglieder hat, um dies zu ermöglichen. Die Theater AG wird nach den weiteren Aufführungen am Montag und Dienstag wieder auf die Suche nach einem neuen Stück gehen, das im nächsten Jahr zur Aufführung gebracht wird. Darauf darf man angesichts dieser talentierten Gruppe von Schülerinnen und Schülern schon jetzt gespannt sein.